Achtung Angler!

am See lauert der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)

An den ASV Gewässern :

Mitglieder, die an unseren Gewässern in den Monaten ab April bis Anfang Mai angeln, könnten das Schlüpfen der Raupen zeitgleich mit dem Austreiben der Bäume beobachten.

Der Falterflug findet von Ende Juli bis Anfang September statt. Nach der Begattung legen die Weibchen schon in der zweiten Flugnacht ihren gesamten Eivorrat ab (ca. 30 - 300) und sterben dann. Die Eigelege befinden sich an Zweigen und kleinen Ästen in der Baumkrone.

Der Hansteinweiher ist besonders im Bereich der Blechwand betroffen. Ansonsten sollten auch an den anderen Gewässern bei der Wahl des Angelplatzes die Umgebung auf Eichen kontrolliert werden.

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist in Mitteleuropa beheimatet und lebt meist auf Eichen, seltener auf Buchen. Auch in 2010 ist die Population dieses Schädlings in der hessischen Rhein-Main-Ebene noch nicht zusammengebrochen. Sein Verhalten, Bäume am Waldrand und einzeln stehende Bäume auch in Wohngebieten zu befallen, erhöht die Wahrscheinlichkeit für Menschen, mit den Gifthaaren in Kontakt zu kommen.

Der Eichenprozessionsspinner gehört zu jenen Insekten, die durch mögliche Klimaerwärmungen stark begünstigt werden. Durch den Witterungsverlauf der vergangenen Jahre (seit 2002/03) hat er beste Vermehrungsbedingungen gefunden. Für 2010 ist kein Rückgang der Population zu erwarten.

In der Nacht "prozessionieren" sie in die Baumkronen, um dort an den Blättern zu fressen und kehren meist im Morgengrauen erst in ihre Nester zurück. Die typischen "Gespinstnester" werden etwa ab dem 5. Larvenstadium angelegt und befinden sich häufig an Astgabelungen oder am Stamm (Abb.3). Die Nester können den Umfang eines Fußballs bis zu und 1 m Länge erreichen. Nach dem letzten Larvenstadium verpuppen sich die Raupen in dicht aneinander gedrängten Kokons im Gespinstnest und verlassen dieses im Juli als unscheinbare graubraune "Motten". Die verlassenen Kokons in den Gespinsten erinnern an Bienenwaben. Alte Kokons zerfallen im Laufe von ca. 2 Jahren.

Schaden:
Die Baum- und Waldschäden stehen bei diesem Schädling in Hessen bislang nicht im Vordergrund, weil sich meist in tolerablen Grenzen bleiben. Allerdings ist auch Kahlfraß und Schädigung der Johannistriebe möglich.

Massenvermehrungen können zwar nach einigen Jahren natürlicherweise zusammenbrechen, es kann jedoch damit gerechnet werden, dass die Populationsdichten, je nach Witterungsbedingungen, weiter ansteigen bzw. Massenvermehrungen in Zukunft öfter auftreten. Ein Rückgang bzw. Zusammenbruch der Populationen findet meist erst bei einer Verschlechterung der Lebensbedingungen (Klima) statt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich dieser Schädling bei einer weiter anhaltenden Klimaerwärmung immer weiter in nördliche Bereiche Deutschlands ausbreitet. In den mehr kontinental geprägten Bereichen Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Niedersachsens erreicht er stellenweise auch für den Wald bedrohliche Dichten.

Personengefährdungspotential:

Kontakt mit den Raupenhaaren kann zu starken allergischen Reaktionen wie der sogenannten Raupendermatitis (s. Abb. 7) führen. Weiterhin kommen akute Augenreizungen und Reizungen der Atemwege bis hin zu Atemnot vor. In Einzelfällen (bei überempfindlichen Personen) kann es zu allergischen Schockreaktionen kommen.

Diese Reaktionen werden durch das Eiweißgift Thaumetopoein hervorgerufen, das von den Raupen ab dem dritten Raupenstadium gebildet wird und in den hohlen Gifthaaren enthalten ist.
Schätzungen gehen von einer Anzahl von bis zu 600.000 Brennhaaren je ausgewachsener Prozessionsspinnerraupe aus. Die schädlichen Haare sind dabei nicht die recht langen, auf Warzen sitzenden Haare, sondern die sehr kurzen Spiegelhaare, die auf dem Rücken der Larven in sogenannten Spiegelfeldern gebildet werden. Diese Haare brechen sehr leicht, sind zugespitzt und mit Widerhaken versehen, so dass sie leicht in die menschliche Haut eindringen können. Ein Kontakt mit den Haaren ist sowohl durch direkte Berührung der Raupen als auch über vom Wind verbreitete Haare möglich.

Auch während der Puppenruhe, in der sich die Tiere in den Seidennestern aufhalten, besteht die Gefahr einer Kontamination mit den Raupenhaaren, da diese in die Nester zum Schutz vor natürlichen Feinden eingewebt sind. Die Raupenhaare können über mehrere Jahre hinweg die Umgebung kontaminieren und Raupendermatiden provozieren. An windigen Tagen ist das Risiko einer Kontamination mit den giftigen Haaren besonders hoch, da diese mit dem Wind auch über weite Strecken verfrachtet werden können.

Bevölkerungsschutz:
Der wirksamste Schutz vor einer Kontamination ist das Meiden befallener Areale. In der Nähe von Befallsherden sollten Kinder nicht spielen und auf das Sonnenbaden ist zu verzichten; ggf. sollten durch Aufstellen von Warnhinweisen oder eine Sperrung solcher Bereiche der Besucherverkehr in der Zeit der gefährlichen Raupenstadien (Mai - Juli) gelenkt werden.
Eine Bekämpfung wird in der Regel aus hygienischen Gründen und dort, wo eine Sperrungen des befallenen Geländes über einen längeren Zeitraum nicht möglich ist, empfohlen. Lästig werden die Raupen vor allem in Parkanlagen, Gärten und in stark frequentierten Waldregionen.

Gegenmaßnahmen:

Eine vorbeugende Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln ist nur bis zum Ende des zweiten Raupenstadiums (also noch vor Erreichen des dritten Stadiums, ca. Anfang Mai) möglich, da die Raupen bis zu diesem Stadium noch keine Brennhaare ausbilden. Zum Einsatz kommen mit zugelassene Insektizide gegen freifressende Schmetterlingsraupen (Häutungshemmer, Bacillus-thuringiensis-Präparate, Pyrethroide).

Eine Bekämpfung nach dem genannten Zeitpunkt, wenn also die Brennhaare bereits ausgebildet sind, ist sehr aufwendig und sollte Spezialisten (z.B. Schädlingsbekämpfern) überlassen werden. Als Maßnahmen kommt vor allem das Absaugen mit Asbest-Industriesaugern, oder im Notfall ein frühmorgendliches mechanisches Abkratzen der Nester (vorher Einsprühen mit Wasserglaslösung oder Haarspray zum Binden der Raupenhaare) mit anschließender Vernichtung der Raupen und Nester (1/2m tief eingraben). Dabei muss unbedingt dichtschließende Schutzkleidung mit Handschuhen, Brille und Atemmaske getragen werden. Den Dichtschluß der Schutzkleidung, d. h. dass keinerlei Hautpartien ungeschützt bleiben dürfen, erreicht man am besten durch Abkleben der Übergänge mit breitem Papierklebeband .